Im Auftrag der Balkankommission der ehemaligen Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (KAW) unternahm der Sprachwissenschaftler und Professor an der Universität Wien Paul Kretschmer (1866-1956) zusammen mit seiner Ehefrau Leona Kretschmer (1881-1955) eine Expedition zur Insel Lesbos (05.08-06.12.1901).
Das Hauptziel der Reise war die Erforschung des lesbischen Dialekts sowie die Sammlung von volkskundlichem Material. Für diese Zwecke war der Sprachwissenschaftler auch mit einem Phonographen und einem Fotoapparat ausgestattet.
Als Ergebnis der Reise publizierte Kretschmer 1902 einen Bericht über seine Tätigkeiten in Lesbos sowie 1905 eine Monographie über den lesbischen Dialekt. Dieses Werk wurde als erstes Heft der Reihe „Neugriechische Dialektstudien“ der linguistischen Abteilung der Balkankommission der KAW veröffentlicht und hatte zur Folge, dass die neugriechischen Studien zum ersten Mal im Wiener akademischen Raum einen zentralen Schwerpunkt bildeten, nachdem diese vorher lediglich als Nebentätigkeit am Rande der Erforschung des Altgriechischen existiert hatten.