Die Besonderheit der Expedition von Paul Kretschmer liegt unter anderem in der Implementierung des Phonographen in der linguistischen Forschung. Nach der Gründung der Phonogrammarchivs-Kommission 1899 (heute Phonogrammarchiv) wurde ein Phonograph (Archivphonograph Type I) hergestellt, der 1901 bei drei Expeditionen erprobt wurde: in Brasilien, in Kroatien und schließlich von Kretschmer in Lesbos.
Paul Kretschmer notierte die praktischen Schwierigkeiten in der Handhabung des Apparates vor Ort, der zusammen mit den Aufnahmeplatten 120 kg wog. Die Angst der Menschen sowie ihre Befangenheit vor dem Apparat erschwerten unter anderem den Aufnahmeprozess, der darin bestand, dass man ungefähr 2 Minuten lang (Aufnahmedauer einer Platte) durchgehend sehr laut und mit einer klaren Artikulation sprechen sollte.
Nach seiner Rückkehr nach Wien lieferte Paul Kretschmer drei griechische Lieder ab, die sich heute im Phonogrammarchiv befinden. Diese Lieder, gesungen vom Kirchensänger Michail Euthymiadis, gehören zu den ältesten publizierten Tonaufnahmen griechischer Musik. Ihre Dokumentation stützt sich auf die Protokolle der Tonaufnahmen, die Kretschmer zusätzlich zum Audiomaterial abgab. In den Protokollen lassen sich Informationen über die jeweilige Aufnahme sowie über die wichtigsten Lebensdaten der aufgenommenen Personen finden.
Die Transkription der drei Lieder in den Metadaten stützt sich auf Kretschmers Notizen im dritten Tagebuch unter dem Titel „Phonographische Aufnahmen“. Da die Lieder lang waren, konnten nicht alle Verse vom Phonographen aufgenommen werden. In Kretschmers Notizen, die die Texte der gesamten Lieder wiedergeben, ist das Ende der Tonaufnahmen mit den Worten „bis hier“ gekennzeichnet.
Der Link am Ende der transkribierten Stellen führt zur entsprechenden Seite des Reisetagebuchs. Alle Ergänzungen werden in den Transkriptionen in eckigen Klammern wiedergegeben. Runde Klammern lösen Abkürzungen aus dem Original auf.
[Σε κοιμητήριον έρημον]
[Γλυκύτατε μου Άγγελε εσύ]
[Μια κόρη με ξανθά μαλλιά]